Vom Musiker zum Musikschul-Betreiber – mit Passion für Musik und Menschen

Stephan Preussner leitet in Norderstedt in Schleswig-Holstein eine erfolgreiche Yamaha Music School. Herr Preussner, Sie sind mit Leib und Seele Musiker und seit vielen Jahren professioneller Schlagzeuger. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Yamaha Music School zu gründen?

Das hatte einigen Vorlauf: Ich bin schon seit 2002 bei Yamaha tätig. Gestartet als Schlagzeug-Lehrkraft, kam ich damals in den Genuss, das Konzept des Yamaha Programms kennenzulernen. Ich hatte vorher zwar schon in anderen Musikschulen gearbeitet, aber in der Yamaha Music School fiel mir sofort auf, dass es intern sehr strukturiert abläuft.

Mein weiterer Werdegang bei Yamaha war, dass ich als Seminarleiter Schlagzeuglehrer im Europäischen Raum ausgebildet habe. Dadurch habe ich die Strukturen des Systems noch besser verstanden.

Nebenbei habe ich immer weiter unterrichtet und war auch weiterhin als Musiker unterwegs. Das Beste daran war, dass ich diese Jobs immer mit meiner Musikertätigkeit verbinden konnte. Zu dieser Zeit hatte ich drei Standbeine: Einmal als professioneller Schlagzeuger, als Lehrkraft an der Yamaha Music School und Seminarleiter.

Die Idee, eine Musikschule zu gründen, kam erst später, weil ich mich immer primär als Musiker gesehen habe. Der Gedanke, als Schulleiter - und damit auch als Chef - aufzutreten, war für mich erst einmal sehr befremdlich. Ab 2012 fing ich an, mich mit dem Thema mehr auseinander zu setzen und bei anderen Schulleitern zu informieren. Zu der Zeit hatte ich bereits die Mitarbeiter der Abteilung Music Education in der Yamaha-Zentrale in Rellingen kennengelernt. Yamaha kam dann auf mich zu und bot mir die Leitung einer Musikschule an, weil sie mich einige Jahre schon als zuverlässig und engagiert kennengelernt hatten. Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht, weil ich große Bedenken hatte, ob ich die verschiedenen Jobs unter einen Hut bringen könnte. Ich wollte meine Tätigkeit als Musiker auf keinen Fall aufgeben. Die Lösung war, dass ich die Musikschule mit meiner Frau übernommen habe, die mir immer den Rücken freigehalten hat und mir dadurch ermöglicht hat, trotzdem weiterhin auf Tour zu gehen. Mir war auch wichtig, dass ich nach wie vor zwei Tage selbst unterrichte, um den Kontakt zu den Schülern und den Zugang zur Unterrichtsmaterie nicht zu verlieren. Selbst die Seminarleitertätigkeit konnte ich so weiter ausüben. Mit viel Herzblut haben wir dann damals unsere Musikschule aufgebaut und die Schülerzahl ausgeweitet.

Wie lange dauerte es von der Idee, die Musikschule zu übernehmen bis zu dem Moment, wo der erste Schüler in der Musikschule Norderstedt unterrichtet wurde?

Ich habe eine Woche überlegt, ob ich das Angebot annehme. Von dem Moment, als ich signalisiert habe, dass ich es mir gut vorstellen kann, die Musikschule zu übernehmen, bis zur Eröffnung der Schule hat es nur vier Monate gedauert. Wir haben zunächst Gespräche mit der vorherigen Schulleitung geführt, die Schule besichtigt, uns einen Überblick verschafft über Schülerzahlen und Geschäftsdaten, dann gemeinsam einen Businessplan erstellt.

Damals waren Sie schon Mitte 40 und kein Unternehmer, sondern Musiker. Wie haben Sie sich das kaufmännische, betriebswirtschaftliche Wissen angeeignet, dass man als Schulleiter braucht?

Als Musiker hatte ich zwar ein gewisses Bauchgefühl und die internen Strukturen und das Konzept der Yamaha Music School hatte ich bereits als Seminarleiter kennengelernt. Aber wir mussten erst einmal lernen, worauf es in einer Musikschule ankommt, wie man die Lehrkräfte führt und die Schule florieren lässt. Meine Frau, die vorher schon im Büro gearbeitet hatte, konnte mich bei den administrativen Aufgaben unterstützen. Sie hat eine sehr gute Auffassungsgabe und hat sich deswegen schnell in die Musikschul-Programme eingearbeitet. Dafür wurde sie in der Yamaha Music School in Hamburg-Eppendorf innerhalb eines Praktikums ausgebildet und hat dort viel gelernt. Wir sind ein gutes Team und ergänzen uns perfekt. In der Yamaha Zentrale wurden wir außerdem durch ein Management-Seminar gezielt geschult. Wir haben sofort einen „Tag der offenen Tür“ veranstaltet und dann sehr schnell neue Schüler gewonnen. Obwohl wir am Anfang große Zweifel hatten, ob wir die Schule erfolgreich führen können, konnten wir schon nach einer kurzen Zeit nachts beruhigt schlafen, weil wir gemerkt haben: Wir machen das ziemlich gut!

Was muss ein angehender Musikschulbetreiber Ihrer Ansicht nach für Qualifikationen und Voraussetzungen mitbringen?

Man sollte sich nicht verstellen, um die Mitarbeiter – die Lehrkräfte – optimal führen zu können. Der Führungsstil eines Musikschulleiters sollte menschlich, ehrlich und authentisch sein. Das Herzstück unserer Musikschule sind unsere Lehrkräfte. Mit ihnen steht und fällt der Erfolg der Schule. Sie sind diejenigen, die den engen Kontakt zu den Kunden haben. Ich als Schulleiter möchte, dass unsere Lehrkräfte einen guten Job machen und qualifiziert sind. Ich möchte aber auch, dass sie immer mit ihren Fragen und Problemen zu mir kommen können. Das Wichtigste für einen Schulleiter ist deswegen, diesen vertrauensvollen Kontakt zu den Mitarbeitern zu pflegen, ein Team aufzubauen und selbst Teil dieses Teams zu sein.

Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an einer Yamaha Music School im Gegensatz zu anderen Musikschulen?

Das Besondere am Yamaha Musikschul-Konzept zeigt sich schon beim ersten Kontakt mit einem neuen Schüler. Bereits in der Probestunde wird aktiv Musik gemacht. Der Schüler verlässt nach der Probestunde den Unterrichtsraum und erlebt wie es ist, ein richtiger Gitarrist oder Pianist zu sein. Das Unterrichtsmaterial ist strukturiert und enthält hochwertige Playbacks. Der Schüler hat dadurch schon nach ein paar Minuten das Gefühl, nicht nur einzelne Töne zu produzieren, sondern ein vollständiges Musikstück spielen zu können. Das motiviert den Schüler vom ersten Moment an, am Ball zu bleiben. Das habe ich in anderen Musikschulen, in denen ich gearbeitet habe, nicht so erlebt. Die Lehrkräfte haben dort oft ohne Konzept gelehrt, meist zu sehr auf die Technik fixiert. Bei Yamaha werden die Lehrkräfte in Seminaren geschult. Sie lernen dort zum Beispiel, wie man eine optimale Probestunde strukturiert. Der erste Kontakt in Form einer Probestunde ist extrem wichtig. Hier entscheidet der Schüler: Möchte ich von dieser Lehrkraft unterrichtet werden? Mit welchem Gefühl gehe ich aus der Schule? Hat mir der Unterricht Spaß gemacht?

Für Musiker ist 2020 aufgrund der Covid-19-Situation ein besonders schweres Jahr. Führt die Pandemie Ihrer Meinung nach bei vielen Musikern dazu, über ein zweites Standbein nachzudenken?

Ja, auf jeden Fall. Ich kenne die Nöte und Probleme der Musiker aus meinem Netzwerk. Die Musiker, die ausschließlich von der Live-Musik gelebt haben, haben es jetzt sehr schwer. Die staatlichen Unterstützungen, die Musiker bekommen, sind schnell aufgebraucht. Einige Musikerkollegen leben aktuell von Hartz 4 – das ist nicht schön. Das größte Problem dieser Zeit für die Musiker ist die Ungewissheit: Wann wird es weitergehen? Wann betrete ich wieder eine Bühne? Werde ich jemals meinen Beruf wieder so ausüben können, dass es reicht für Miete und Essen? Ein Großteil der Musiker fahren deswegen schon lange zweigleisig und arbeiten auch als Lehrkraft. Ich hatte immer schon mehrere Standbeine, weil mir die Sicherheit wichtig war. Jetzt, wo mir alle Termine als Musiker weggebrochen sind, bin ich sehr glücklich, dass ich die Musikschule habe. Das große Standbein, eine Musikschule zu leiten, hat mich und meine Frau aufgefangen.

Haben Sie abschließend einen Tipp für andere Musikerkollegen, die sich mit dem Gedanken tragen, eine eigene Musikschule zu gründen?

Es muss der Wille da sein und der Mut. Ich kann aus meiner Sicht sagen, dass es für mich der beste Schritt war, diesen Weg zu gehen. Das hat nicht nur etwas mit der Pandemie zu tun und der Tatsache, dass ich als Musiker aktuell noch weiterarbeiten kann. Wer den Wunsch hat, Musikschulleiter zu werden, sollte bereit sein, sich auch von Yamaha an die Hand nehmen zu lassen, sich schulen zu lassen. Wenn man dann noch teamfähig ist und mit Menschen umgehen kann, hat man die besten Voraussetzungen. Der persönliche Kontakt mit den Kunden, dass ich weiter noch als Pädagoge arbeiten kann und mein Wissen weitergeben und außerdem noch den Freiraum habe, weiter als Musiker zu arbeiten – das ist großartig. Deswegen sagen wir immer: Das ist der beste Job, den es gibt.

Herzlichen Dank, Stephan Preussner, für den interessanten Einblick. Weitere Informationen zum Yamaha Music School Lizenzpartnersystem erhalten Sie unter: